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Zufällig oder digital getroffen

Über Kinderfreundschaften und Nähe und Ferne.

Irgendwann im Laufe des letzten Lockdowns hatte jedes unserer Kinder auch mal Momente eines Corona-Blues. Ich erinnere mich, wie mein Ältester, der ja seit dem Herbst schon auf sein Hockey und seit Dezember auf die Schule und die entsprechenden Kontakte verzichtete, irgendwann kurz nach Weihnachten morgens wach wurde und mir mitteilte, dass er seine Freunde wirklich sehr vermisste. Da blutet das Mutterherz natürlich und da wir seit dem Kindergarten eine nette und feste Gruppe von 7 Jungs pflegen (Mütter- und Vätergruppen übrigens gleichermaßen auch), verständigten wir uns flott auf eine nachmittägliche Videokonferenz. Lustig, seinen 8-jährigen da mit seinen Freunden so konferieren zu sehen. Wie die Großen, schoß es mir durch den Kopf. Und als sie anfingen, sich lustige Witze und von ihren Weihnachtsgeschenken zu erzählen, dachte ich, dass es sich auch gar nicht so sehr von den Männer-Konferenzen meines Mannes unterschied. In beiden Fällen störte ich aber nur kurz, denn ein wenig Privatsphäre und Erzählen ohne Mamas Ohren ist ja etwas, dass die Kinder sonst in der Schule auch haben.

Ein wenig konnten diese Videokonferenz-Begegnungen die Sehnsucht nach den Freunden auffangen. Wie sehr aber die Kontakte tatsächlich fehlten wurde wirklich erst bewusst, als wir kurz nach Neujahr eine befreundete Familie beim Schlittenfahren trafen. Es war Max, dessen Mundschutz so hervorragend passte. Die beiden sahen sich, liefen aufeinander zu und dann gab es kein Halten mehr. Abstand halten zu rufen, wäre völlig sinnfrei gewesen, da uns hier keiner mehr zugehört hätte. Die Kinder umarmten sich und kugelten vor lauter Begeisterung durch den Schnee und wir zwei Mütter waren uns zwischenzeitlich nicht sicher, ob wir da Jungs oder verspielte Welpen vor uns hätten.

Dass so eine Begegnung aber auch anders ausfallen kann, das zeigte eine andere Begegnung auf dem Spielplatz. Es tauchte ganz zufällig der gern gemochte Sitznachbar aus der Klasse auf dem großen Spielplatz auf, woraufhin mein Sohn, der ihn von der anderen Seite aus erblickte, Anlauf nahm und mit vollem Tempo auf ihn zurannte. Mit dem Zentimetermaß bemessene 150cm blieb er abrupt stehen und begrüßte ihn mit einem Hallo. Das war gleichermaßen ungewöhnlich als auch schon fast besorgniserregend, so dass die zugehörige Mutter und ich uns wünschten, dass die Notwendigkeit des Abstand haltens auch aus den Köpfen der Kinder irgendwann einmal verschwinden möge. Dass es für sie wieder ganz normal ist und sich gut anfühlt, gern gemochte Freunde zu umarmen und zu drücken. Das Abstand halten haben sie auf jeden Fall mitunter in dem einen Jahr gelernt. Die Nähe hoffentlich nicht verlernt.

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