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Testpflicht und Schulen dicht

Über emotionale Debatten und die Augsburger Puppenkiste.

Wenn ich es rückblickend überlege, stelle ich mir gerade ernsthaft die Frage: Waren die Kinder jetzt vor den Osterferien in der Schule (im Wechselunterricht) oder war die Schule auch schon vor den Osterferien dicht? Man weiß es nicht. Ganz ehrlich musste ich nach so viel Hin und Her mit Wechselunterricht und Co tatsächlich einen ganzen Moment überlegen. Corona macht ein wenig wirr im Kopf. Dadurch, dass die Tage mehr oder weniger konform verlaufen, trügt tatsächlich an der ein oder anderen Stelle die Erinnerung. Aber nein, die Schulen waren erst nach den Osterferien dicht. Zumindest in NRW. Weil es zum einen ja nichts macht und zum anderen, weil es dafür dieses Mal sogar noch einen weiteren konkreten Grund gab, außer Corona natürlich. Und zwar hatte man sich überlegt, dass es sinnvoll sei, wenn schon eine Horde an Schülern aufeinanderträfe, diese auch auf Corona zu testen. Eine sehr sinnvolle Idee und so wurde aus der Überlegung auch recht flott eine Testpflicht. Eingeführt kurz vor oder in den Osterferien. Ich weiß es nicht mehr so genau, die konformen Tage etc.

Nun denn, Testpflicht eingeführt, aber irgendwie nicht richtig gerechnet, denn zum Ende der Osterferien hin zeichnete sich ab, dass die Testkapazitäten wohl nicht ausreichten für die Menge an Schülern in NRW. Und weil es nun irgendwie auch keine gute Idee war, dass sich zwei Personen einen Test teilen, musste eine andere Lösung her. Man griff zu der einfachsten – und schloss die Schule zu, juchu! Und um es den Arbeitnehmern zu erleichtern, verkündete man das Ganze am Donnerstag vor dem Ende der Osterferien. Immerhin ein Werktag zur Organisation und Umsetzung.

Und die Testpflicht war dann, bevor sie überhaupt angewandt wurde, weil Schulen noch zu, auch sogleich eine ordentliche Diskussion entbrannt. Als uns dann der Appell der Elternvertreter erreichte, man möge doch bitte seine Kinder selbst in einem Testzentrum vor den Unterrichtstagen testen lassen, damit mehr Zeit für den Unterricht bliebe, da wurde es dann irgendwann sehr bunt, um es mal höflich auszudrücken. Aber gut, ein Jahr Corona, die Nerven bei allen Beteiligten mehr als angesägt und dann ein emotionales Thema, weil es ja um eigene Kinder, Ressourcen und Nerven ging.

Innerhalb der Diskussion war die gesamte Bandbreite an Meinungen vertreten: Die einen sorgten sich um die Angst der Kinder vor einem positiven Testergebnis, um die Bloßstellung innerhalb der Klasse und den fehlenden Datenschutz. Gut übrigens, dass meine Erstklässlerin mittlerweile auch schon ganz gut schreibt, dann könnte sie ein entsprechendes Datenschutz-Formular auch direkt täglich ausfüllen. Lebenspraktische Umsetzung wäre das dann zumindest. Die andere Fraktion innerhalb der Diskussion bildeten die „faulen“ Eltern, zu denen ich mich hier mal zähle. Ich empfand diese „Anregung“, die eigenen Kinder schon vor der Schule testen zu lassen (das Testen „lassen“ war hier wichtig, denn sonst fehlte die entsprechende Bescheinigung) recht unverschämt. Denn das jetzt auch noch auf die Schultern der Eltern zu laden? Puh! Und für uns in der Praxis zwischen Job und Kinderbetreuung und –bespaßung sieht das dann so aus, dass wir dreimal in der Woche mit allen Kindern ins Testzentrum rennen und den Kindern das Stäbchen in die Nase stecken lassen? Hmm.

Wenn es auch versäumt wurde, ausreichend Tests zu bestellen – kann ja mal passieren -, so wurde doch einiges schon auf den Weg gebracht. Unter anderem ein wirklich anschauliches Video der Augsburger Puppenkiste, um den Kindern die Selbsttests zu erklären. Lustig, auch wenn die Nachwelt sich mit Sicherheit fragen wird, was da außer dem Stäbchen in unserem Kopf vorgegangen ist. Aber sehr kindgerecht bereitet man die Kinder darauf vor, dass sie im Klassenzimmer demnächst eine Teststrecke erwartet. Und das hätten die Lehrer sich bei ihrer Ausbildung bestimmt auch nicht träumen lassen, dass sie ihren Schulkindern mal reihum Stäbchen in die Nase stecken, bevor es losgeht.

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