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  • barbara

Stay positive

Ãœber ein echtes Erlebnis mit negativem Ergebnis.

Irgendwann im Sommer 2020 war es soweit. Im Büro bekam ich auf einmal ordentliche Halsschmerzen. Und natürlich drängte sich sofort der Corona-Verdacht auf. Übrigens konnte man zu dem Zeitpunkt an der Anzahl der durchlaufenen Tests etwaige Rückschlüsse zu hypochondrischen Eigenschaften schließen. Spitzenreiter, ein befreundeter Vater, der bereits im zweistelligen Bereich in punkto Testen scorte. Bislang ohne negatives, also positives Ergebnis. Beliebter Spruch übrigens unter Briefen und später dann auch unter den Weihnachtskarten: immer schön negativ bleiben. Was wohl die Depressiven unter uns davon halten?

Nun denn, ich hatte auf jeden Fall Halsschmerzen, und zwar solche, die ich mit einem einfachen Medikament dagegen in den Griff bekommen wollte. Doch so einfach geht’s im Corona-Sommer nicht. Aus dem Wunsch nach dem Halsschmerzmittel wurde eine Odyssee. Die Hausärztin verwies mich, als ich das Wort Halsschmerzen in den Mund nahm, ohne weitere Worte an die Corona-Test-Hotline. Ich fühlte mich sofort etwas kränker und unzufrieden, weil das Mittel gegen Halsschmerzen in weite Ferne rückte, und wählte die Hotline.

Sofort am nächsten Tag bekam ich einen Termin im Drive-In-Testcenter. Alternativ wäre auch ein Besuch des mobilen Service im Zeitraum von 8 bis 18 Uhr zuhause möglich gewesen, aber da wir doch recht zentral wohnen, wollte ich ehrlich gesagt, denn Auflauf von Testern in voller Montur in unserer Wohnung vermeiden. Also hieß es: Testcenter. Da mein Sohn zu dem Zeitpunkt Schulferien hatte, war er mit dabei und, wie ich befand, könnte ja praktischerweise direkt mit getestet werden. Sozusagen als schönstes Ferienerlebnis. Doch nein, Sohn war ohne Symptome und gehörte damit auf die stillen Plätze verbannt. Keine Chance damals aufs Stäbchen.

Wir setzten uns trotzdem am nächsten Tag gemeinsam ins Auto und fuhren die große Konzerthalle an, auf dessen Parkplatz nun erstens eine Strecke für die Autos eingerichtet war und zweitens mehrere Zelte als Teststationen dienten. Nun fühlten wir uns endgültig wie im Science-Fiction-Film. Recht menschenleer standen wir in der Auto-Warteschlange mit dem mehrmaligen Hinweis unsere Fenster geschlossen zu halten. Es waren ja potentiell auch sehr böse Aerosole, die da von uns ausgingen. Dann fuhren wir im Schritttempo in das Zelt hinein. Ich war so aufgeregt, dass ich der Ordnungskraft fast über den Fuß fuhr. Das war mir zuletzt kurz nach dem Führerschein bei einem Polizisten passiert (also fast), aber das ist eine andere Geschichte. Daraufhin ertönte die Stimme Gottes aus dem off und ich dachte schon, jetzt ists geschehen. Da sah ich, dass eine Frau hinter Glas mit dem Mikrofon letzte Anweisungen gab und war beruhigt. Zwei Menschen in voller Montur, vergleichbar einer Imker-Ausrüstung, kamen auf mich zu und dann war der ganze Spuk auch schon vorbei. Seltsam fühlten sich die zwei nächsten Tage an, in denen man das „Was wäre wenn“ Spiel oft gedanklich durchging. Nach noch nicht einmal 48 Stunden, die Gesundheitsämter waren im Sommer noch nicht so stark in Mitleidenschaft gezogen worden, hielt ich das positiv negative Ergebnis in den Händen und war um eine Erfahrung reicher. Im Nachhinein hätte ich ein paar Fotos für das Familienfotoalbum schießen sollen, es wäre echt schade gewesen, hätte man dieses besondere Ereignis nicht mitgenommen. Das schönste Ferienerlebnis meines Sohnes wurde dann aber glücklicherweise doch ein anderes.

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