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  • barbara

Schulgong und Flitzepause zuhause

Über Arbeitsblätterhaufen und Motivation.


Uns Mütter (und teilweise auch Väter) in Deutschland einte auf einmal eines: wir hatten einen neuen Beruf! Waren wir zuvor Ärztin, Juristin, Apothekerin oder Journalistin, der zweite Bildungsweg sollte sich schlagartig durchsetzen, denn bundesweit galt: wir sind Lehrer!

Und mangels entsprechender Ausbildung (die eigene lag schon ein Weilchen zurück) hieß es fortan mit sehr viel Kreativität und Motivation die Schule nach Hause zu holen. Immer noch beeindruckt bin ich von Wotan-Wilke Möhrings Idee, die Kinder morgens an der Haustür zu verabschieden, dann durch die Terassentür hereinspazieren zu lassen und sie dann als Lehrer zu begrüßen. Rolle Eltern + Rolle Lehrer in einer Person ergeben nämlich gelegentlich ein etwas ungutes Gemisch. Zuhause tat es mangels Terassentür (Balkontür wäre etwas waghalsig) der Schulgong. Eine antike italienische Glocke, die meine Eltern mal von einem toskanischen Flohmarkt erwarben, um uns vier Kinder mit einem Gong zum Essen zu rufen. Vererbt wurde sie vor längerer Zeit zu selbem Zweck an uns, nur dass sie sich als Schulgong fast noch besser machte. Struktur, so stellte sich recht flott heraus, war das A und O, um das Kind an den Schreibtisch zu bekommen. Bevor das Schulkind also in die Welt der Lego-Raumschiffe eintauchen konnte, ertönte pünktlich nach dem Frühstück der Gong. Struktur von außen, das heißt schulseitig? Zu dem Zeitpunkt leider Fehlanzeige. Man war noch nicht ganz commod mit den Möglichkeiten von Zoom, Skype und Co. Insofern ergoss sich über uns im ersten Lockdown ein Wochenplan, verbunden mit einer Flut von Arbeitsblättern. Immerhin bunt wiederholtensich die Arbeitsaufträge in bunt auf der digitalen Pinnwand Padlet. Das war’s fürs erste an digitalem Fortschritt. Thema Schule zuhause war ja für alle gleichermaßen neu. Also, weniger digital starteten wir mit Gong in das Unternehmen Unterricht zuhause. Und ließen die Schulstunden durch willkommene Abwechslungen enden. Als besonders beliebt erwies sich die Flitzepause (5min, das heißt mehrere Runden durch die Wohnung drehen, bis auch jeder Nachbar wusste, das hier gerade Pause ist und dabei nicht zusammen stoßen). Wir etablierten ebenfalls eine Snackpause (in der Brotdose)und eine kleine „Luft-hol-Pause“ vor der letzten „Stunde „. Alles in allem kamen wir so recht strukturiert durch den Vormittag. Falls die Motivation mal hing, bzw. die In die Luft gestarrten Löcher zu groß wurden, halfen wahlweise liebevolle, strenge, augenrollende oder enthusiastische Anfeuerungen. Hier war jeder selbst gefragt, das Beste aus sich (und dem Kind) rauszuholen. Eine Bekannte perfektionierte Motivation und Rahmenprogramm, indem sie ein Zirkeltraining im Garten aufbaute. Ich selber steuerte lediglich Orden für beendete Liesmal-, Lupen- und Schneckenhefte dazu. Die Anzahl hätte aber nach dem zweiten Lockdown jeden Karnevalsprinz vor Neid erblassen lassen. Und in Momenten wirklich komplett abwesender Motivation bewährte sich immer tief Luft holen (für alle Beteiligten) und kurze Pause. Perfektionieren konnte man das ganze übrigens dadurch, dass man sich ganz weit weg träumte: Bora Bora, Mauritius, Plumps! Ach, doch zuhause...

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