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Schwarzbild und Spucktest

Über den professionellen Umgang mit der Situation.

Ja, auch wir hatten Laufen gelernt in dem ersten Corona-Jahr. Ganz sicher hatte ich persönlich technisch aufgeholt, beziehungsweise mich mal auf ein vernünftiges Level begeben. Videokonferenzen? Vor Corona eine Seltenheit. Das war sicherlich das erste, was auf dem Lehrplan stand. Und ich weiß, dass ich in den ersten beruflichen Konferenzen noch bis in den Sommer hinein sehr aufgeregt war, ob alles klappt und auch erst dann zur Ruhe gekommen bin, wenn die Bild- und Tonverbindung tatsächlich stand. Bis heute ist es eine nervlich wackelige Angelegenheit. Klappt die Audioverbindung? Hält das W-Lan? Und jedes Mal nach dem erfolgreichen Einrichten der Konferenz feiere ich den innerlichen Parteitag und möchte wie Boris Becker, der sich erstmals erfolgreich ins Internet einloggte, jubeln: Jawoll, ich bin drin!

So ähnlich wie unsere Kinder in den Videokonferenzen dann Emojis und Regenbogenfilter entdeckten, so kamen auch wir Mütter in den Videokonferenzen auf kreative Zusatzfeatures. Funktionierende Unterstützung des digitalen Elternabends beispielsweise: Der parallel heiß laufende WhatsApp-Chat des Inner Circle an gleichgesinnten Müttern. Und es gab wahrlich genug über das sich austauschen ließ: Die vermutlich aufgrund ihrer drei Kinder sehr müde aussehende Lehrerin, der überaus ambitionierte Vater, der seit dem ersten Elternabend darauf hinweist, wie diverse europäische Länder, die Corona-Schulpolitik erfolgreicher umsetzen und auch umfangreiche konkrete Beispielen nicht vorenthält. Dazu die Mutter, die laufend Verständnisfragen äußert und trotzdem zu allem eine Meinung hat sowie die berufstätige Mutter eines (!) Kindes, das offensichtlich so hochbegabt ist, dass es die Schulaufgaben permanent schon vor dem Frühstück erledigt hat, was dazu führt, dass besagte Mutter auch permanent mehr Aufgaben einfordert. Also, genug Material zum Austausch vorhanden. Einziges Manko: das Pokerface in der Konferenz muss gewahrt bleiben. Ist ja schließlich mit Bild. Nicht, dass es einen so ereilt wie eine der Mütter aus dem WhatsApp Inner Circle, die aufgrund ihres Lachanfalls mehrmals das Video ausschalten musste. Da kann man auch nur schnell gucken, dass der Ton ebenfalls ausgestellt ist. Wenn plötzlich Schwarzbild erscheint, weiß ich bei einer anderen Mutter auch Bescheid, wie sie letztlich äußerte. Immer, wenn sie sich zwischendurch mal einen Schluck Wein genehmigte, stellte sie das Bild aus. Scheint ein lustiger Abend bei ihr gewesen zu sein.

Ansonsten bewährte sich, ein alkoholisches Getränk in unverdächtiger Teetasse zu sich zu nehmen, oder – wie mir eine Freundin verriet – ein Gin Tonic ohne Gurke, oder das Bild direkt auszustellen. So wurden auch digitale Elternabende zu einem Ort der Begegnung, begleitet von schwungvollem Austausch und stellten im sonst gähnend leeren Kalender vielleicht sogar das Wochen-Highlight dar.

Auch ansonsten professionalisierten wir uns zusehends, was den Umgang mit Corona betraf. Tauschten wir uns vor anderthalb Jahren noch darüber aus, welche Ausflüge fürs Wochenende geeignet seien, so lief nun der WhatsApp Chats heiß über passende Masken und kinderkompatible Spucktests. Kein Scherz. Auf satte 50 Nachrichten kam die Diskussion, welche Familie, in welcher Konstellation und für welchen Zeitpunkt Spuck- und Stäbchen-Selbsttests einsetzt. Von wo sie am besten zu beziehen seien? Das waren dann nochmal 20 Nachrichten wert.

Inseln in Zeiten relativer Kontaktlosigkeit – ein Hoch auf die digitalen Medien!

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