Mama, der Hals kratzt
- barbara
- 25. Apr. 2021
- 3 Min. Lesezeit
Über viel Zeit zuhause und die Gefahr von laufenden Nasen.
Mit dem Ende der Sommerferien etablierte sich der Montag als mein fester Homeoffice-Tag. Bald geriet wieder so etwas wie Routine in das Schulleben, das Arbeitsleben und überhaupt unser ganzes Familienleben. Alles ließ sich etwas besser planen, und die Frage war auch nicht mehr, ob Schule war, sondern nur wie lange an welchem Tag. Es hätte so schön sein können, wenn, ja wenn nicht der ein oder andere Anruf mich meistens montags ereilt hätte. Es startete bereits in der ersten Woche nach Einschulung. Die Lehrerin, die ich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht näher kannte, setzte mich in Kenntnis darüber, dass mein Kind ein unwohles Kratzen im Hals verspüre und dringend der mütterlichen Aufsicht und Anteilnahme und vor allem auch der schulischen Abwesenheit bedürfe. In Windeseile in der Schule angelangt, informierte die Klassenlehrerin mich weiter, dass der Zustand der Abwesenheit mindestens 24 Stunden anzudauern habe. Da dieser Tag also bereits begonnen habe, zwei Tage. Ok, jetzt stellte sich die Frage: sofort zum Corona-Testcenter? Zum Kinderarzt? Nichtstun und Abwarten? Etwas völlig Unvorhergesehenes ereilte uns da. Zum Schluss entschloss ich mich, mit dem augenscheinlich recht fitten Kind den Kinderarzt aufzusuchen. Auf der Bahnfahrt dahin beendete ich erstens meinen Homeoffice-Tag, indem ich im Büro Bescheid gab, sagte zweitens dem Kind ab, dass sonst immer montags noch mit zu uns kam, sagte drittens der Musiklehrerin für Nachmittags ab, sagte viertens über die Betreuerin meinem Sohn Bescheid, dass er nicht auf seine Schwester warten bräuchte, gab fünftens der Oma für den nächsten Tag Bescheid, dass hier Virus-Alarm herrsche und knobelte sechstens mit meinem Mann aus, wer denn die nächsten zwei Tage zuhause bliebe. Ganz schön viel für ein bisschen Halskratzen, dachte ich noch. Nicht falsch verstehen, denn wir haben nie zu den Eltern gehört, die ihre Kinder noch flott mit Ibuoprofensaft vollschütten, bevor sie sie dann derartig gedopt in die KITA oder Schule geben. Andererseits haben wir bei leichtem Halskratzen oder Schniefnase doch immer dazu tendiert, es mal in Schule oder KITA zu versuchen, erst Recht, wenn die Kinder einen fitten Eindruck machen. Und fit war das Stichwort, denn während ich wegen besagter zu klärender Geschichten am Hörer hing, war mein Töchterchen sehr agil auf der Bahnfahrt, erlebte Lustiges und Heiteres und ließ mich wortreich daran teilhaben. Also stand ich kurze Zeit später mit einem sehr fitten Kind beim Kinderarzt, der sich genau wie ich fragte, was er mit diesem fitten Kind denn jetzt anstellen solle. Testen? Schlug ich vor. Keine ausreichenden Symptome befand der Arzt und entließ uns in Gesundheit. Das nahm ich dann doch mal zum Anlass, um mit meiner Tochter über die Schulteilnahme bei bester Gesundheit zu sprechen und sie vorsichtig aber entschieden darauf hinwies, dass man immer sagen müsse, wenn es einem nicht gut ginge. Wenn es aber der gesundheitliche Zustand gut zuließe, könne man durchaus am schulischen Leben teilnehmen. Den Ernst der Lage hatte ich wohl mehr erkannt als meine Tochter, denn bereits zwei Wochen später kam der nächste Montagsanruf. Der Hals würde so unangenehm kratzen, so die Betreuerin. Da warf ich dann nochmal einen Blick aufs fitte Kind und dann auf den Stundenplan, um zu schauen, ob dort irgendwelche unangenehmen Montagsbestandteile wären. Aber alles bestens, wie übrigens auch das fitte Kind. Nach umfangreicher Besprechung der Lage und zwei fitten Tagen zuhause haben wir uns vom Halskratzen dann bis heute verabschiedet. Übrigens achten mein Mann und ich seitdem auch sehr darauf, dass die Kinder sich keine nassen Füße holen und nach dem Baden immer gut abtrocknen, um bloß keine Schnupfnasen zu holen. Wir sahen unseren nächsten Familien-Lockdown vor unserem geistigen Auge schon dank der durchlaufenden Schnupfnasen im Herbst beginnen und im Frühjahr enden. Letztendlich blieben die Nasen schnupfenfrei, der Lockdown kam trotzdem.
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