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  • barbara

Lockdown light

Und die große Frage, warum die Schulen eigentlich offen waren im Herbst 2020.

Im Herbst mehrten sich die Anzeichen, dass der unbeschwerte Sommer irgendwann ein Ende haben würde. Als Christian Drosten aus der Sommerpause wieder auftauchte, wurde klar: Es herrscht Redebedarf und Corona gibt eine Fortsetzung. Recht lange machten die Schulen da einfach gar nicht mit. Wie Felsen in der Brandung standen sie dort, öffneten ihre Türen für die Vielzahl an Schülern und machten weiter wie bisher.

Als im Spätsommer alle Bereiche des öffentlichen Lebens etwas stärker reglementiert wurden und beispielsweise der Zugang zu Geschäften eingeschränkt wurde, ebenso wie die Zahl der Teilnehmer an Veranstaltungen herabgesetzt wurden, galten für die Schule ganz eigene Regeln. Kinder sind keine Treiber der Pandemie, hieß der gerne und oft zitierte Satz. Er war aber auch so schön, weil das eine lautmalerische an Schönheit kaum zu überbietene Phrase war, die mangels Sinngehalt auch einfach nicht widerlegt werden konnte. Kinder sind keine Treiber der Pandemie, als hätte Corona einen Tank, in den man etwas hineinfüllen könnte, um es zu befeuern. Wer treibt denn dann? Sind es die bösen Alten in den Altenheimen? Sind es die bösen Menschen mittleren Alters, die im Büro tagtäglich Superspreading-Events hinlegen oder sind es die bösen Jugendlichen, die einfach immer zu viele andere böse Jugendliche treffen und damit die Pandemie antreiben? Vermutlich alle, aber Kinder sind es nicht. Das haben wir jetzt so oft gehört, bis wir es selber glauben. Quasi ein Glaubenssatz, der dann auch funktioniert. Ist ja auch ganz schön praktisch, wenn man ihn nutzen kann, um die Schule und den Unterricht im Ist-Zustand zu lassen und nichts zu verändern. Ist ja auch ein bisschen bequemer. Und ein paar Mal Lüften reicht ja auch, da Kinder…

Als dann aber die Bereiche des öffentlichen Lebens doch etwas stärker eingeschränkt wurden und der Lockdown light das Licht der Welt erblickte, fragte man sich so allmählich, warum in einer Klasse 30 Kinder relativ nah beieinander sitzen und das, was sie an Aerosolen noch nicht ausgetauscht haben, in der großen Pause einmal mit der ganzen Schule nachholen? Warum eigentlich sind die Schulen in voller Klassenstärke noch offen, so dachte man sich, während die Kontakte in der Öffentlichkeit und auch im privaten Raum bereits stark eingeschränkt waren. Auch den Kindern gegenüber argumentativ eher schwierig näherzubringen, dass man sich jetzt nicht mit allen treffen könne, nur in der Schule sei das weiterhin möglich. Kontakte auf ein nötiges Minimum reduzieren. Kein Problem. Nur das wir in der Zeit ein automatisches Kontaktnetz von rund 120 täglich getroffenen Personen hatten: Schulklasse 1, Schulklasse 2, KITA-Gruppe, Job meines Mannes, mein Büro-Team. Kein Problem also mit der Kontaktreduzierung, wir hatten ja schließlich eine breite Auswahl an möglichen Kontaktpersonen und haben zwischendurch auch immer mal gelüftet.

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