top of page
  • barbara

Inzidenz, R-Wert & Co

Über das neue Expertentum. Wie die Jünger versammelten wir uns letztes Jahr erstmals als gläubige Drosten-Gemeinde, wie das Kaninchen auf die Schlange starrten und starren wir begierig auf die Zahl der Neuinfektionen, Inzidenzen und R-Wert. Zumindest für unsere Allgemeinbildung haben wir hier etwas getan, denn wer kann schon von sich behaupten, zuvor jemals von diesen Kennziffern gehört zu haben?

Ich erinnere mich aber auch noch gut an Gespräche, die weit vor Inzidenz und R-Wert stattgefunden haben, nämlich als das Ganze seinen Anfang nahm. Mit der Bekanntgabe erster Fälle in Deutschland im Februar letzten Jahres, als die meisten von uns es ehrlich gesagt noch nicht ernst nahmen. Da fand beispielsweise Anfang März die Geburtstagsfeier meiner Schwiegermutter statt, an der ich zur Begrüßung der gut bekannten Gäste jeden herzlich drückte. So wie immer. Doch hier wichen die ersten schon zurück. „Du traust Dich aber was in Zeiten von Corona“ hörte ich da schon, ein früher Bote des kommenden Abstands. Auch das Gespräch mit einer Bekannten in der Bahn auf dem Weg zur Arbeit war noch nicht auf der Höhe der Zeit. Sie erzählte sehr amüsiert, dass ihre Kollegin direkt ein sehr teures 50er Pack FFP2-Masken bestellt hätte und wir machten uns lachend Gedanken darüber, wie lange das wohl halten würde und waren uns sehr einig darüber, dass diese Maßnahme wohl doch recht übertrieben sei. Sagen wir mal so, wie hatten nicht Recht...

Und kaum, dass die Schulen geschlossen hatten, Maßnahmen beschlossen wurden und R-Werte und Inzidenzen stiegen gab es bundesweit und spielplatzweit kein und zwar absolut kein anderes Thema mehr. Ein wildes Geblubbel aus Meinungen ereilte einen auch unfreiwillig in Lauschweite und von völlig übertriebener Einschätzung der Maßnahmen bis hin zur Ausmalung von Schreckensszenarien war wohl alles dabei. Wollte man es wirklich alles hören? Nein. Was sich als klarer Trend definierte: dem tagesaktuellen Podcast von Christian Drosten zu lauschen. Denn damit konnte man, verbunden mit einem Check der aktuellen Zahlen, schon als informiert gelten. Der Rest war weitestgehend Meinungssache und Meinungsmache. War ich aber mal alleine auf den Spielplätzen der Region unterwegs hätte ich zwischendurch die diversen laut verkündeten Laienmeinungen von Müttern mittleren Alters gerne auf stumm geschaltet. Um in pandemischen Zeiten mal eine wohltuende Auszeit zu erleben. Was in Erinnerung bleiben wird ist eine deutlich gestiegene Mediennutzungszeit und die häufige Info, dass das Datenvolumen bereits aufgebraucht sei. Hätten wir Corona vorhergesehen, hätten wir sowohl einen Handy- als auch einen Internetvertrag mit mehr Power abgeschlossen. Daneben genügend Klopapier gekauft, einen Maskenvorrat angelegt und nochmal ordentlich Sozialkontakte gepflegt. Aber zu diesem Zeitpunkt waren wir noch keine Experten.


9 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Das böse L-Wort

Beitrag: Blog2_Post
bottom of page