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  • barbara

Home Sweet Home

Homeschooling, Homeoffice, Home Sweet Home. Über das Austesten der Belastungsgrenzen.


Homeoffice an sich ist eine praktische Geschichte. Effizientes Arbeiten von zuhause aus ohne Anfahrtsweg. In vielen Berufen durchaus möglich und ohne Lärmkulisse zuhause gerade als Halbtagskraft eine gute Möglichkeit, die vorhandene Zeit zum Arbeiten effektiv zu nutzen. So also der Post-Corona-Status quo. Gesellen sich nun drei muntere Kinder zu diesem Setting gestaltet sich die Situation durchaus gravierend anders. Das Homeschooling erforderte die Präsenz mindestens eines Elternteils (auch mehrere denkbar und stellenweise von Vorteil im Wunschkonstrukt) und so folgte auf Homeschooling das Homeoffice. Allerdings nicht aus eingangs genannter Motivation, sondern schlichtweg um neben dem Arbeiten auch die Betreuung zu gewährleisten. Man gönnt sich ja sonst nix. Und weil wir alle offensichtlich Freunde verschiedener Rollen geworden sind, Karneval war ja noch nicht allzulange her, präsentierten wir uns fortan als Arbeitnehmer, Lehrer, Eltern, Animateure, Notfallseelsorger und Change Management Manager. Will heißen: trotz reichlich Change waren wir da und steuerten das Familienschiff, mal als enterndes Schlauchboot, mal mit Volldampf voraus.

Dampf gab es in diesen Zeiten reichlich, das merkte ich schnell. Auch im Gespräch mit anderen berufstätigen Müttern. Bereits nach der ersten überstandenen (!) Woche schilderte mir eine erfolgreich im Controlling und in allen Belangen überaus gut organisierte Mutter, es sei schon eine wahre Leistung, eine Videokonferenz abzuhalten, ohne das ein Kind schreiend, nackt oder auch überhaupt nur anwesend durch das Bild marschierte. Ein Gespräch mit Ihrem Chef blieb in besonderer Erinnerung, in dessen Verlauf erst Kind 1

, dann Kind 2 lautstark Toiletten-Unterstützung einforderten. Auch in Erinnerung blieb ein Bild, das zeigte wie Homeoffice mit Kindern ganz unproblematisch funktionieren könne. Eine entspannt mit einer Tasse Kaffee am Laptop sitzende Mutter - im Hintergrund drei gefesselte und geknebelte Kinder. Zum Glück ist es dazu nie gekommen.

Die Nerven sind aber natürlich zwischenzeitlich schon gut angesägt, wenn eine Präsentation gleichzeitig mit dem Lego-Turm, dem Lies-Mal-Heft und dem Bügelperlenbild fertig werden soll. „Alles, was lebt geht vor“ lautete der Spruch der Großmutter dazu. W

As aber tun, wenn alles lebt? Und vor allem viel Leben in der Bude ist? Denn relativ schnell stellte sich heraus, dass viel Leben zuhause auch viel Konflikt zuhause bedeutet. Liebster Sparringspartner: die Geschwister. Mangels anderer Konfliktpartner lässt sich an Ihnen doch ganz wunderbar austoben, messen, Dampf ablassen. Und allein das verhindert gelegentlich, das Bügelperlenbild und Lego-Turm parallel fertig werden. Ein Schuft, wer Böses dabei denkt.

Richtig wunderbar und gut geraten fand ich dagegen die Darstellungen von Homeoffice in der Tagesschau. Dadurch, dass viele Mitarbeiter (nicht zuletzt aufgrund der Betreuungsfrage) im Homeoffice gelandet waren, entbrannte im Zuge dessen auch die allgemeine Diskussion um mehr Homeoffice. Aus meiner Sicht durchaus wünschenswert und richtig. Die Tagesschau zeigte indessen das Bild einer ruhig mit einer Tasse Kaffee arbeitenden Mutter und zwei bastelnden Kindern daneben. Diese Vorstellung ist wohl so rosa wie die Tasse Kaffee und die Blumen auf dem Tisch. Weiß man doch als Mutter, dass im nächsten Moment Kind 1 Kind 2 wahlweise ärgert, haut oder das Bastelmaterial enteignet. Der Wunsch nach Homeoffice ist also keineswegs mit der gleichzeitigen Betreuung verknüpft. Das gegebenenfalls im Notfall oder Krankheitsfall. Die Arbeit im Homeoffice macht dann Sinn, wenn sie konzentriert durchgeführt werden kann, also ohne Kinder. Soweit zu der an sich guten öffentlichen Diskussion über das Homeoffice.

Corona machte alles anders und ließ uns auf einmal zu Multi-Mutti-Multi-Tasklern werden. Und wer hätte gedacht, dass irgendwie und irgendwann jede Familie ihren Weg fand, sich (zwangsläufig) zu organisieren. Ob das Kind nun neben dem eigenen Laptop, in der Praxis, in der eigenen Videokonferenz oder wo auch immer saß: wir haben fertig!

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