Happy Birthday mit Corona
- barbara
- 3. Juni 2021
- 4 Min. Lesezeit
Über kreative Geburtstagslösungen in Corona-Zeiten
So richtig Glück hatte im 2020-Corona-Jahr wohl meine Tochter. Ihr 7. Geburtstag fiel auf den höchsten Feiertag im Rheinland, den Rosenmontag. Und während sich Heinsberg schon fröhlich ein Virus-Stelldichein gab, schaltete man hierzulande noch auf Durchzug, ignorierte die frühen Anzeichen und feierte noch kräftig Karneval. Und meine Tochter ihren Geburtstag. Übrigens war Corona doch auch schon vertreten im Rosenmontagszug, als die Düsseldorfer Wagenbauer-Legende Jaques Tilly einen Wagen entwarf, indem das Karnevalsvirus dem Corona-Virus die Zunge rausstreckte. Nun ja, im kommenden Jahr fiel der Zug aus und der Wagen wurde umgekehrt gestaltet. Aber das sollten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht wissen. Meine Tochter war an diesem ganz besonderen Geburtstag auch bestens ausgestattet. Mit Geburtstagskrone zum Pippi-Langstrumpf-Kostüm, so dass auch jeder Bescheid wusste: hier müssen Süßigkeiten regnen.
Nun ist es ja grundsätzlich so, dass uns der Karnevalszuckerregen, die Kamelle, den Süßigkeitenvorrat fürs nächste Jahr sichert. In diesem Jahr musste für direkt zwei Jahre gesammelt werden. Es reichte nicht ganz. Vielleicht aber auch deshalb nicht, weil ich gelegentlich der Ansicht war, Zucker würde den Nerven gut tun und mich einmal sogar dabei ertappte, wie ich einen Kinderriegel frühstückte. Aber gut. Wir sammelten an diesem vorerst letzten Karneval nicht nur Berge von Süßkram, sondern auch ein geflogenes Stofftier-Einhorn, was dem Geburtstagsglück unserer Tochter dann wirklich die Krone aufsetzte.
Nicht jeder hatte in diesem Jahr so viel Geburtstagsglück. All die April-Kinder, wie meine Brüder und der sich rundende Schwager mussten verzichten oder kreativ beschert werden. So schnitt meine Schwägerin tatsächlich einen Geburtstagsfilm für meinen Bruder zusammen mit Glückwünschen aller Liebsten. Mein Schwager versammelte die Nachbarschaft, da die häusliche Quarantäne ohnehin gemeinschaftlich angegangen wurde. Noch kreativer rundete eine Bekannte, die zur digitalen Party einlud. Mit selbst gestaltetem Avatar war dort vollkommen coronafreie Zone und Bewegungsfreiheit angesagt und es ließ sich von Raum zu Raum schlendern. Traf man dort auf jemanden, konnte man zu einer „echten“ Videokonferenz übergehen. Klingt lustig und war es auch.
Dann kamen im Sommer die fallenden Zahlen und die sorgenfreie Zeit der „Corona-Pause“. Jeder, der wollte oder konnte, heiratete schnell oder plante ein Fest. 50 Personen waren schließlich erlaubt und die Zeit der Entbehrung lang gewesen. So glaubten wir.
Als dann die Schule wieder startete kam das neue Schuljahr auch mit angenehmen Corona-Regeln. So lautete die Ankündigung der Schule, dass leider (!) tatsächlich nur abgepackte Lebensmittel als Mitbringsel zu den Geburtstagen in Ordnung waren. Wie schade, denn so mussten wir darauf verzichten, schnell am Abend vor dem Geburtstag neben den ganzen anderen Vorbereitungen, den aufzublasenden Zahlen, den einzupackenden Geschenken, noch zwei Paar Backmischungen ins Rennen zu werfen. Und damit war es ja längst noch nicht durch, denn themengerecht sollte der Kuchen dann natürlich auch dem Geburtstagskind entsprechen und das Star Wars Duell oder der Lillifee-Traum auf den Kuchen Gestalt annehmen. Um ehrlich zu sein, bei den meisten Müttern ging ein lauter Seufzer der Erleichterung umher. Denn die Maoams oder einzeln verpackten Schokobrötchen waren um einiges schneller gekauft, als der Kuchen selbst mit Backmischung gebacken. Zeit gespart, Kind erstaunlicherweise zufrieden. Wenn nicht gar zufriedener, da es definitiv schmeckt. Ich erinnere mich an den vierten Geburtstag meines Ältesten, als ich ihm in den Kindergarten einen zur 4 geformten Hefezopf zum Geburtstag mitgab. Dumm nur, dass ich dachte mir Zeit zu sparen, indem ich den Hefeteig über Nacht aufgehen ließ. Dumm nur, dass es Hochsommer und auch nachts sehr heiß war. Dumm, dass der Hefeteig dann irgendwie wohl komisch schmeckte, so die KITA-Erzieherin. Ein anderes Kind bemerkte, er schmeckte nach Wein, wobei ich mich bis heute frage, woher er das wohl weiß. Also, gekauft ist manchmal deutlich sinnvoller. Und wenn man dann noch dem Kuchen-Verzierungswettbewerb entgehen kann, umso besser. Denn offensichtlich gibt es eine Vielzahl an Müttern mit eindeutigen Konditor-Ambitionen. Corona schaffte eine Pause.
Und auch an anderer Stelle waren die Begleiterscheinungen der Geburtstage nicht nur negativ. Ich blicke zurück auf einen 7. Geburtstag meines Sohnes im Sommer 2019, als rund 10 Jungs gleichen Alters dieses Fest mit ihm begingen, lautstark und mit sehr viel Elan. Übrigens sind wir aus genau diesen Gründen ausschließlich outdoor-orientiert, was die Feiern anbelangt. Bislang auch mit entsprechendem Wetter. Und nun möchte ich eine Mutter sehen, die am Ende eines solchen jubeligen und trubeligen Geburtstages nicht halbtot ins Bett fällt. Corona erlaubte ein Jahr später nur die schmale Besetzung. War das wirklich ein Nachteil? Nein, ein entspannter und schöner Geburtstag…
Im Herbst wurde schon wieder etwas sorgsamer eingeladen und gefeiert. Während im Oktober ein familienstarker 60. Geburtstag mit Klein- und Großfamilie noch möglich war, beschränkten wir uns 6 Wochen später beim 65. des anderen Elternteils auf nunmehr 4 geschwisterliche Personen. Und selbst da war es schon ein „Ausbruch“ aus dem Corona-Reglement. Wir fuhren in zwei verschiedenen Autos, um die Zweier-Regel im Auto zu beachten, nur um uns dann zu sechst wie 30 Jahre zuvor am gemeinsamen Tisch zu versammeln. Das hat gut getan, war nicht in allen Belangen regelkonform, aber hat uns doch vielleicht allen noch ein zusätzliches Stück Extrapuste für den langen Winter gegeben.
Nicht so viel Glück haben hingegen die Freunde langer Planungen. Ich erinnere mich an den Anruf meines besten Freundes im Herbst 2019, also noch einer Zeit weit vor Corona & Co, der mir freudestrahlend erzählte, dass sein 40. Geburtstag und Christi Himmelfahrt 2021 zusammen fallen würden. Ein besonderer Glücksfall, den er zum Anlass nahm, erstens eine Finca auf Mallorca zu buchen und zweitens alle seine Freunde dorthin einzuladen. Dann kam Corona und damit die große Unsicherheit von Planungen aller Art. Und als nach dem ersten Lockdown die Zahlen pünktlich zu Christi Himmelfahrt zu sinken, war das für ihn nur Beleg dafür, dass dies sicher auch im nächsten Jahr gelinge. Prinzip Hoffnung siegte im Sommer und bis in den Herbst hinein. Doch während wir Eingeladenen alle in der Vorweihnachtszeit an der Unternehmung zweifelten, hieß es noch zum Jahreswechsel: Mallorca, wir kommen. Zumindest beim Gastgeber. Was soll ich sagen? Die Hoffnung starb zuletzt aber schließlich und endlich und mit Bedauern wurde diese große Sause auf das kommende Jahr verlegt.
Und die April-Geburtstagskinder? Waren 2021 Lockdown erprobt und drehten weitere Geburtstagsfilme…
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