Ich bin jemand, der gerne mal quer denkt…, hatte ich zu Vor-Corona-Zeiten sogar mal in einer Bewerbung stehen. Denn es ist ja an sich etwas durch und durch positives. Mal über den Tellerrand blicken, um die Ecke denken, nicht den geradlinigsten Weg zur Lösung nehmen. Doch dieser schöne Begriff wurde gekapert und wer sich heute als Querdenker bezeichnet, hat leider bislang vergessen, die Ärmel hochzukrempeln.
Das ist nicht neu, denn die Querdenker blicken ja bereits seit zwei Jahren lieber in dem Telegram-Chat als über den Tellerrand. Neu ist, dass auch dem Spaziergang als Bezeichnung die feindliche Übernahme droht. Denn aktuell versammelt man sich in geselliger Runde lieber zum Spaziergang als zur Demonstration, da nur ersteres zulässig ist. Der Sonntagsspaziergang bekommt damit eine ganz andere Färbung, sie geht etwas ins Bräunliche. Liebe Wortbesetzerszene, wie wäre es denn, statt Begriffe unserer schönen Sprache den Platz im nächstgelegenen Impfmobil zu besetzen? Das wäre ein wertvoller Spaziergang. Und dann kann man in Zukunft gegebenenfalls auch wieder wunderbar und wertneutral quer denken.