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Der Pool lässt einen ins Schwimmen kommen

  • barbara
  • 26. Aug. 2021
  • 4 Min. Lesezeit

Über Quarantänen und den Delta-Durchmarsch. Nun haben wir den Sommer hinter uns gelassen und obwohl im Kalender gerade eben noch der August steht, ist temperaturtechnisch bereits der Herbst eingeläutet. Und was das Wetter kann, kann Corona schon lange. Wer gedacht hat, dass erst der (richtige) Herbst und die Innenräume Corona wieder zum Durchbruch und Impfdurchbruch verhelfen – falsch gedacht! The August proudly present: Corona! Leading role: Delta. Und wer sich gut geimpft im Sommer mit einem Cocktailschirmchen am Getränk und in Pool-Nähe zurückgelehnt hat, kann das auch weiterhin tun – wenn er keine Kinder hat. Denn für alle Eltern hat das Wort Pool seit diesem Sommer eine andere Bedeutung und knüpft sich eng an die Adjektive spannend, aufregend und betreuungsrelevant. Die Rede ist hier von dem so genannten Pool-Test, der seit kurz vor den Sommerferien an den (Grund-)Schulen durchgeführt wird. Auch bekannt als Lolli-Test. Klingt auch schön, ist es aber nicht. Heißt einfach, dass bis zu 30 Kinder jeweils an einem Wattestäbchen lutschen. Daher rührt im Übrigen die Bezeichnung Lolli – dass das keinen Sinn macht beziehungsweise noch weniger schmeckt, hatte auch meine Erstklässlerin schnell verstanden, aber gut, so war wenigstens die Bezeichnung schön. Dass rund 30 Kinder in Erwartung des aufregenden Lolli-Tests nachher enttäuscht sind, macht ja nichts. Also, von Pool und Lollis und dem Leben als Ponyhof zurück zur Realität – und den Tests an den (Grund-)Schulen. Nach dem Lutschen werden alle Lollis zusammengeworfen – deswegen Pool – und das ganze virale Gemengelager wird unabhängig im Labor untersucht. So weit so gut. Vor den Sommerferien auch alles easy, da ohne Befund.

Da sich nun aber in den Sommerferien wohl sehr viele in Poolnähe mit Cocktailschirmchen aufgehalten und gegebenenfalls auch andere Personen dabei getroffen haben und Delta sowieso schon hoch interessiert an uns war, fügte sich eins zum anderen und Delta hat dem Sommer auch stimmungstechnisch ein Ende verpasst. Nicht allen, wohlgemerkt, denn wer durchgeimpft und ohne Kinder durchs Leben geht, kann seinen Sommer ohne Probleme unter der Sonnenbank oder in südlichen Gefilden verlängern und interessiert sich eher für die Bundesliga mit Zuschauern als die tagesaktuellen Inzidenzen. Nun sind mein Mann und ich zwar bundesliga-interessiert, haben aber auch 3 Kinder, weswegen unsere Nachrichten-Prio feststeht: Der tagesaktuelle Blick auf die Inzidenzen. Heute, Ende August, 163,1! Da wäre vor einem halben Jahr alles dicht gewesen. Weil aber Frau Gebauer und alle anderen, die auf Posten im Kabinett nach der Bundestagswahl hoffen, beschlossen haben, dass die Schulen offen bleiben, bleiben sie das auch einfach. Dass Luftfilter nach einem Korruptionsfall der Stadt ein halbes Jahr im Keller rumstehen, macht ja nichts. Schließlich geht lüften ja auch manuell und sorgt so sicherlich auch für das Verschwinden der Delta-Variante. Also, Schulen sind und bleiben offen, heißt es öffentlich und lässt jeden, der es sagt vor Stolz erstrahlen und sich selbst dabei auf die Schulter klopfen.

Als Elternteil sage ich danke dafür, dass das Wohl unserer Kleinen so im Vordergrund steht und die Schulen offen und geöffnet bleiben und dass wirklich alles dafür getan wird, den Unterricht sicher zu gestalten. So hilft das Maske tragen in der Klasse beispielsweise mit Sicherheit gut. Dass auf dem Schulhof in den Pausen alle 400 Kinder gleichzeitig auf dem Schulhof spielen und morgens um 8h alle im Pulk vor der Tür stehen, macht ja nichts.

Es ist auch wirklich gut, dass die Schulen geöffnet bleiben, denn so ist die Betreuungsfrage unserer Kleinen wirklich auch zuverlässig geklärt. Und zu erzählen, dass die Schulen doch geschlossen werden könnten beziehungsweise in den Wechselunterricht wechseln könnten, nein, das möchte im Wahljahr weder jemand sagen, noch jemand hören. Nun ist es aber nicht ohne Grund so, dass die elterliche Assoziation zu dem Wort Pool negativ ist. Und wenn man sich jetzt nicht daran aufhält, dass alles Negative im Moment gut ist, dann heißt Pool, genauer gesagt Pool-Testung eigentlich nur, dass das eigene Kind oder schlimmer noch, wenn es mehr davon gibt, die eigenen Kinder jeden Tag aufs Neue Gefahr laufen, einen positiven Pool-Test zu haben. Heißt, mindestens ein Lolli-Test positiv, es muss dann schleunigst bis 8h einzeln nachgelutscht und die Lollis einzeln im Labor überprüft werden. Ergebnis gegen 22.30h des gleichen Abends (wie mir eine erfahrene Mutter berichtete). Selbst wenn man dann noch wach ist, heißt es aber nicht, dass am gleichen Abend noch das negative Ergebnis gefeiert werden, beziehungsweise das Kind am nächsten Tag wieder in die Schule gehen darf, denn das Gesundheitsamt muss die direkten Kontakte des betroffenen Kindes erstmal ermitteln und benachrichtigen. Und das kann dauern. Wenn dann noch bei der Registrierung oder dem Lutschen der einzelnen Lollis was schief gelaufen ist, sogar mehrere Tage.

Nun kann man dem recht gelassen begegnen, wäre nicht die Inzidenz in schwindelerregenden Höhen und das ganze positive Pool-Test-Fest nicht bereits nach einer Schulwoche dreimal alleine an unserer Grundschule passiert. Ein Riesen-Spaß für alle betroffenen Eltern, der erstmal Schulverzicht und Betreuungsbedarf bedeutet. An den Betreuungsbedarf haben wir uns als Familien trotz aller Wahlversprechen mittlerweile ja gewöhnt, wir staunen nun doch ob der Tatsache, dass wir um das Element Spontanität bereichert worden sind. Alle Freunde der langjährigen Planungen, ihr habt gute Chancen geheilt zu werden. Denn ab hier und jetzt zählt nur Improvisationstalent. Ereilt euch die Email des positiven Pool-Tests um 22.30h habt ihr immerhin bis 8h morgens Zeit, um Arbeitgeber, Mitarbeiter, Kunden etc. zu erreichen und zu informieren und ganz nebenbei noch alle anderen Kinder und sich selbst zu testen, das nachgelutschte Lolli-Röhrchen zur Schule zu bringen und zu hoffen, dass schon alles gut gehen wird. Letztendlich ist es aber doch nur ein Spiel auf Zeit, bis Corona einmal komplett durch die Schule fegt. Prinzip Hoffnung, alles wird gut, schließlich haben wir im letzten Jahr reichlich Regenbögen gemalt. Und Long COVID wird uns schon nicht treffen.

In dem Zusammenhang, liebe Kinder, es ist fein, dass ihr so schön im letzten Jahr auf Spielplätze, Schwimmkurse, Freunde und Schule verzichtet habt, damit die Älteren und vulnerablen Gruppen geschützt sind. Jetzt ist das weitestgehend passieer und entschuldigt bitte, jetzt ist Wahl und ihr damit kein Thema mehr. Sorry.

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