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  • barbara

Alle Jahre wieder

Über den kurzen Lockdown, der dann doch wieder länger wurde.

Irgendwann dann doch, obwohl Kinder nun wirklich keine… kam man zu dem Schluss, dass etwas passieren muss. Und da halbe Lösungen nun wirklich keine guten oder zumindest keine bekannten sind, lautete das Ergebnis: Schule zu, und raus bist Du!

Die Woche vor Weihnachten schlossen die Tore, zunächst noch mit dem aufmunternden Appell an die Eltern: Keine Bange, es wird nicht lange dauern. Vergleichbar mit dem Anästhesist, der kurz vor der OP ein paar aufmunternde Worte an seinen Patienten richtet, ihn erst weich auffängt und dann weich und behutsam in das Land der Träume schickt. Ebenso sanft wurden wir in den Winterschlaf, pardon, das Homeschooling entsendet und sind aus diesem Winterschlaf auch erst mit dem beginnenden Frühling wieder erwacht.

Die Zeichen mehrten sich im Vorfeld, dass das Öffnen der Schulen und der Fenster nun nicht mehr länger tragbar und zu ertragen sei. Vielleicht froren auch einzelne Fenster beim Lüften zu oder der Krankenstand war aufgrund des Lüftens zu groß geworden. Man weiß es nicht ganz genau, auf jeden Fall entschloss man sich, von der Klassenstärke 30 auf die Klassenstärke 0 herunterzufahren. Es gab ja schließlich auch mal irgendwann ein Distanzlernkonzept. Nur leider hatten wir es uns nicht angesehen. Aber da waren wir nun, wir Corona-Profis. Angekommen im zweiten Lockdown. Sehr professionell reagierte übrigens auch mein Sohn auf die Kunde vom zweiten Lockdown. Spielplätze zu? Fragte er nur versiert. Und als ich das verneinte, konnte es ja so schlimm gar nicht kommen. Alles weitere war auch bereits bestens bekannt, nur dass bei uns zu Hause jetzt zwei Schulkinder an ihren Schreibtischen, Videokonferenzen, Padlets und Arbeitsblätter saßen und das eine Kindergartenkind immer die Pause des einen oder anderen nutzte, um sich zu beschäftigen. Business as usual, die eine kurze Woche vor Weihnachten.

Man hätte auch meinen können, dass man als Elternteil professioneller auf den Lockdown eingestellt war, aber das Gegenteil war der Fall. Denn kurz bevor die Kunde der geschlossenen Schulen uns ereilte, folgte ich dem Wunsch meines Sohnes und brachte Batterien für sein Lieblingsspielzeug mit. Gut gemacht, aber kurz gedacht, denn daraufhin zersägte bereits der erste Tag im Lockdown die Nerven. Während Kind 1 gleichzeitig mit Kind 2 an den Schreibtisch zu gelangen hatte und die Routine zwischenzeitlich merklich verloren gegangen war, lief Kind Nummer 3 dank frischer Batterien für seine Motorsäge zu Hochtouren auf. Während abwechselnd oder auch parallel die Mama-Rufe von Schreibtisch 1 und Schreibtisch 2 durch die Wohnung hallten, ertönte mittendrin das Geräusch des batteriebetriebenen Werkzeugs. Wunderbar, und eine Atmosphäre in der Bildung gut wachsen und gedeihen kann. Es musste sich erstmal alles wieder neu finden, und manches – wie die Batterien des Werkzeugs auch verlieren – bevor wir wieder gut sortiert in ein lernfreundliches Klima gelangen konnten.

Was im neuen Jahr folgte, war die Fortsetzung des Spannungsbogens. Fast hatte man es schon vergessen, wie wir im Frühjahr im zweiwöchentlichen Abstand immer aufmerksam die Konferenzen und Pressemitteilungen verfolgten, um die Beschlüsse live und aus erster Hand zu erhalten. Zack, da war sie wieder, unser Lebenselixier, die Bund-Länder-Konferenz. Mit Verlängerung in Form von Ausgestaltungen der einzelnen Länder. Nun gab es wieder etwas, das alle Familien Deutschlands einte, der aufmerksame Blick auf die schulischen Entscheidungen. Es ist doch auch schön, wenn man in Zeiten von Social Distancing das Wir-Gefühl stärken kann. Und so zitterten wir uns von Bund-Länder-Konferenz zu Bund-Länder-Konferenz, es gab wieder ausreichend Gesprächsstoff für Spielplatz, WhatsApp Gruppen und Videokonferenzen und es gab auch wieder ein Ziel vor Augen: Niedrige Inzidenzen und geöffnete Schulen und Fenster.

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