Über Rennstrecken auf der Einkaufsstraße und das theoretische Wissen um Abstand.
Das mit dem Abstand halten, sei eine ganz einfache Geschichte, teilte mir meine Nachbarin mit (die pensionierte Lehrerin, die bereits den kausalen Zusammenhang zwischen Klopapierkauf und Solidarität bemerkte). Ihr zweijähriger Enkel wüsste bestens Bescheid und hätte schon ganz prima gelernt, dass Abstand halten wichtig ist. Aha, denke ich bei mir, in der Theorie gegebenenfalls. Denn theoretisch wissen auch unsere bestens Bescheid. Mit Corona kam das Wissen über die Notwendigkeit des Abstand Haltens. Jedes meiner Kinder kann ein Lied davon singen, nicht zuletzt seitdem die Maus einen Händewaschen und Abstand-Song ins Rennen geschickt hat.
Das mit dem Händewaschen ist übrigens nochmal eine ganz andere Sache, denn auf 30 Sekunden kamen die Kinder bislang zusammen gerechnet in einer Woche. Zumindest, wenn es um ihre Meinung ging, dass die Hände sauber seien... Nun waren also 30 Sekunden angesagt und die doch durchaus gute und sinnvolle Erkenntnis, dass Händewaschen mehr ist, als seine Hände einmal unter den Wasserhahn zu halten. Tolle Tricks gab es dafür, mein Favorit: das Corona-Virus mit wahlweise Kugelschreiber oder Filzstift auf die Hand malen, und erst wenn es auf der Hand weg ist, genügt die Wascherei.
Mit Abstand zurück zum Abstand und der Erkenntnis, dass meine Kinder das Wissen um Abstand nur theoretisch mitgenommen haben. Beim Frühstückstisch wurde das Thema noch groß und breit erörtert. Das hinderte jedoch keinen, beim anschließenden Rollern über die Einkaufsstraße nicht nur mit Schallgeschwindigkeit, sondern auch mit nur wenigen Zentimetern Abstand an den Flaneuren vorbeizuschießen. Das zog sich leider durch alle Altersklassen. Insofern blieb mir nur, meinen Kindern elegant „Abstand halten“ hinterherzubrüllen. Irgendwie waren die Zeiten der unbeweglichen Kinder im Kinderwagen auch schön...