Eine Einschulung unter Coronabedingungen.
Im August 2020 war es soweit: Für unsere Mittlere stand das lang ersehnte und herbeigefieberte Großereignis an, die Einschulung. Bange befürchtete sie während des ersten Lockdowns, dass die Türen der Schule für sie für immer verschlossen bleiben sollten. Wir konnten ihr zu dem Zeitpunkt zwar versichern, dass sie auf jeden Fall eingeschult werden würde. Wann und wie wussten wir allerdings lange selber auch nicht. Schließlich ist es zu keiner Online-Einschulung gekommen, worüber alle Beteiligten dann doch ganz froh waren. Im Kalender prangte das Datum des Einschulungstages, der traditionell an dem zweiten Schultag nach den Sommerferien liegt. Rot markiert und mit Vorfreude erwartet. Bereits vor den Sommerferien wurde das Ganze noch ein wenig mehr zelebriert, als der Brief des Patenkindes, zusammen mit dem Brief der Klassenlehrerin eintrudelte und die Tage bis zur Einschulung als Countdown durchgestrichen werden durften. Noch vor den Sommerferien war allerdings auch unklar, unter welchen Umständen ein solches Großereignis überhaupt stattfinden kann. An unserer Schule sind es immerhin 4 Klassen, die parallel eingeschult werden. Und die Einschulung unseres Sohnes ein Jahr zuvor, war ein ganz schöner Auflauf an aufgeregten Erstklässlern und noch aufgeregteren Eltern. Vor den Sommerferien geisterte dann gerüchteweise auch schon umher, dass die Feier wohl nur im kleinen Kreis, das heißt klassenweise und gegebenenfalls auch nur mit einem Elternteil stattfinden könne. Keine einfache Entscheidung! Zum Glück gestand mein Mann mir recht schnell zu, in diesem Fall das eine begleitende Elternteil zu sein. Aber fürs Kind, für einen selbst und fürs Gemüt wünscht man sich dann doch, etwas mehr Personal für dieses Großereignis an Bord zu haben. Entschieden wurde das Ganz dann rund eine Woche vorher. Alles war bestens vorbereitet, der Schulrucksack richtig eingestellt und Probe getragen, die Schultüte nicht nur gebastelt, sondern auch gefüllt – und ganze vier Personen durften das Schulkind in spe begleiten. Eingeschult wurden getaktet und klassenweise mit einer gestrafften Zeremonie in der Turnhalle. Immerhin vor Ort, denn auch Elternköpfe rauchen natürlich ob all der Eventualitäten und da jüngst als Kommunion erst erlebt, hielten wir auch eine Einschulung im Autokino für nicht ganz ausgeschlossen.
Die Kommunion im Autokino übrigens, meinem Neffen begegnete der heilige Geist in diesem Setting, war auch eine recht ungewöhnliche Feier. Mitten im späten ersten Lockdown war der weiße Sonntag anberaumt. Der nimmt ja auch keine Rücksicht auf Corona, sondern hat seinen festen Platz im Kalender. Im Mai verortet, stellte sich aber schnell heraus, dass eine große Feier in der Kirche nicht möglich sei. Findige Alternative, zumindest für die, die es als festlich genug empfanden: das Autokino. Manchen Eltern der sich vorbereitenden Kommunionkinder taumelte allerdings das Gemüt bei der Aussicht auf so wenig Festlichkeit, so dass rund die Hälfte aller Kommunionkinder nebst 3 Autos Anhang tatsächlich im Autokino erschien. Darunter auch unser Wagen, gefüllt mit allem, was unsere Familie zu bieten hat: Mutter, Vater, Kind, Kind, Kind. Die Gestaltung war schön, wir parkten versetzt in Reihen, die Bühne war geschmückt und die Zeremonie wurde über eine Frequenz im Autoradio übertragen. Es hätte so schön sein können, wäre erstens nicht ständig die Batterie ausgegangen und wären zweitens unsere Kinder etwas heiliger drauf. Aber gut, Einschulung war live, in Farbe und vor Ort.
Klassenweise rückten nun die Schulkinder bemundschutzt in der Turnhalle an und wurden sehr persönlich aufgenommen in den Kreis der Schulkinder. Eine durchaus schöne Alternative zu dem großen Brimborium der gleichzeitigen Einschulung von vier Klassen. Von ganz besonderem Zeitwert: unsere Einschulungsfotos mit Mundschutz, die das Ganze wohl in bleibender Erinnerung lassen werden. Ab da hieß es für zwei Kinder morgens: Mundschutz an, ab auf die Einbahnstraße und die Welt der Buchstaben und Zahlen zu erkunden.